Schon wieder ist ein Jahr vergangen und wir erinnern uns alle an die schreckliche Tat, die in Oslo und auf der Insel Utøya begangen wurde.
Für mich ist das Massaker auf der Insel Utøya die im Nordosten des Tyrifjords liegt, besonders in Erinnerung geblieben. Nur wenige Tage nach dem Massaker bin ich zum Fischen wieder an den Tyrifjord gereist. Meine Unterkunft liegt Luftlinie nur ca. 3 km vom Tatort entfernt. Nachbarn und mein Vermieter erzählten mir, sie hätten die Schüsse hören können. Einige Zeit später wären dann Hubschrauber über das Gebiet gekreist. Anschließend sind riesige Mengen an Polizei- und Rettungsfahrzeugen vorgefahren. An der Straße, die den Tyrifjord vom Steinsfjord trennt und genau an dem Platz, wo das ehemalige Tyrifjordhotel stand, hatten die Medien ihre TV-Übertragungsfahrzeuge mit ihren riesigen Antennen aufgebaut, um in die ganze Welt zu berichten.
Wäre ich zu diesem Zeitraum dort gewesen, hätten ich vom Esszimmer aus, wo ich immer sitze, um den herrlichen Blick über diesen Teil des Sees zu genießen, das ganze Inferno nahezu live miterleben können.
Damals hatte ich schon ein sehr beklommenes Gefühl und war sehr verunsichert, ob es richtig ist, zum Angeln an den Tyrifjord zu reisen.
Unzählige Male bin ich unmittelbar mit dem Boot an diese idyllisch gelegene Insel vorbei gefahren. Auch wenn ich überwiegend in den nördlichen Teil des Tyrifjordes zum Fischen gefahren bin, konnte ich die Insel aus der Ferne sehen. Niemals und auch nicht im Traum habe ich mir vorstellen können, dass es in diesem Paradies jemals zu so einer schrecklichen Tat kommen könnte.
Nun ist ein Jahr vergangen und in wenigen Tagen ist es wieder so weit. Ich fahre wieder an den Tyrifjord zum Angeln! Ein beklommenes Gefühl macht sich dabei auch wieder bemerkbar - es ist etwa so, als hätte man psychosomatische Magenbeschwerden.
Aber was soll ich tun - ändert sich etwas, wenn ich Zuhause bleibe?
Nein, deshalb fahre ich wieder in meinem Paradies, aber mit Gedenken an die Opfer und in Gedanken bei den Hinterbliebenen.